
Seit gut 200 Tagen bin ich nun mit im “Boot” der Karlshöhe – nicht unbedingt als blinder Passagier, vielmehr als aufmerksamer Bootsjunge: Ich, Pfarrer Steffen Kaupp, versuche zu entdecken und zu fördern, wie die zwei sehr unterschiedlich tickenden Systeme Diakonie und Kirche sich in heutiger Zeit gegenseitig stärken können. Organisationen sind ja dann besonders stark, wenn sie hochvernetzt und kooperierend mit anderen Organisationen ihren genuinen Aufgaben nachgehen. Welche Relevanz kann also ein Diakoniewerk für eine Kirchengemeinde haben UND umgekehrt? Bei der Beantwortung dieser Frage ist grundlegend eine für beide Seiten benefitorientierte Perspektive zielführend: Es muss dem einen wie dem anderen etwas nützen… (Das erlebe ich auch bei meiner 50%-Krankenhaus-Seelsorge-Stelle in Stuttgart.)
Mein Büro habe ich – himmelsnah – im dritten Stock des Verwaltungsgebäudes auf der Karlshöhe, organisatorisch bin ich stärker an die Evangelische Gesamtkirchengemeinde Ludwigsburg angedockt. Hintergrund des Projekts „Neue Aufbrüche“ ist ein Beschluss, der 2016 von ALLEN Gesprächskreisen der Landessynode mitgetragen wurde, dass der Oberkirchenrat doch zehn 50%-Stellen für innovatives kirchliches Handeln ermöglichen soll. Diese sollen zwischen 3 und 6 Jahren laufen und NICHT aus dem Pool der Gemeindepfarrstellen finanziert werden. Aller zehn Stellen sind nun mittlerweile mit diesen Vorgaben besetzt. Hier bekommt man einen Überblick: https://www.neue-aufbrueche.de/innovationspfarrstellen.
Meine ersten Monate waren geprägt von neugierigem Erkunden und Kennenlernen: Auf der Karlshöhe und in der Gesamtkirchengemeinde bin ich auf engagierte und äußerst kompetente Menschen gestoßen und habe erste Ideen durch sie gewonnen und mit ihnen gesponnen. So entdecke ich aktuell 3 Aufgabenfelder:
Im Rahmen einer Netzwerkarbeit bringe ich mich in bestehende Angebote und Strukturen unterstützend und zu einer Weiterentwicklung anregend ein – wie z.B. bei der Sommerpredigtreihe der Kirchengemeinden oder der Quartiersentwicklung im Zusammenspiel mit der Karlshöhe. Bei der Kampagnenarbeit der Evang. Erwachsenenbildung wirke ich mit und bringe verstärkt eine diakonisch-gemeindliche Perspektive ein. Im Ludwigsburger „Bündnis gegen Rassismus“ werde ich die Interessen der Gesamtkirchengemeinde vertreten. Insgesamt will ich ab Herbst die Transparenz für die jeweiligen Angebote und Möglichkeiten zwischen Karlshöhe und Kirchengemeinden fördern.
Neue spirituelle Kommunikationsformate sind mir ebenso ein Anliegen: Bereits kurz nach meinem Start verantwortete ich einen digitalen Pilgerweg durch die Karwoche auf Ostern hin. Spielerisch, rätselhaft und geistreich setzten sich zahlreiche Menschen mit Pfingsten online auseinander und kämpften dabei um den Siegerpreis, Karlshöher Honig. Ein erster kleinerer Geocache, von der Bettlade ausgehend, erfreut seit Ende Mai die große Geocache-Community und führt Menschen zum Teil das erste Mal aufs hiesige Gelände. Ein zweiter großer wird im Herbst an den Start gehen und die diakonische Perspektive gerade auch in der Konfirmandenarbeit vertiefen helfen. Kurz vor den Sommerferien führte ich mit dem Kollegen Eberhard Seyfang und einigen Teilnehmenden erstmals einen spirituell-diakonischen Pilgernachmittag über die Karlshöhe durch und wir schritten auf dem „Weg der Barmherzigkeit“. Pünktlich zur Sommerferien-Zeit war dann der klangvolle Sommer-Gruß an alle Mitarbeitenden veröffentlicht, an den sich bestimmt etliche noch genüsslich erinnern.
Eine offenere Bildungsarbeit flankiert diese pointierten spirituellen Formate: Gerne gestaltete ich eine 3-teiligen Mitarbeiterfortbildung im Karlinum zum Thema „Wertschätzung und Empathie“ und freue mich auf weitere Fortbildungen für Mitarbeitende auf der Karlshöhe. Im Herbst soll es eine neue Homepage geben, die Innovatives aus dem Kirchenbezirk – und dabei gerade auch auf dem Handlungsfeld diakonische Gemeindearbeit – sammelt und für alle Interessierten anregend zur Verfügung stellt.
Manches von dem, was ich hier berichte, finden Sie noch ausführlicher und bebildert auf der Karlshöher Homepage: www.neue-aufbrueche.Karlshoehe.de bzw. eben hier auf GeistesGut.de.
Sie sehen: „Neue Aufbrüche“ sind nicht nur anstrengend, sie machen auch Lust! 😊
Ihr
Steffen Kaupp