„Was Leben stark macht“ – 2. Ludwigsburger „Night of Life“ machte die LebensLust zum Thema

Unterschiedlicher konnte es kaum sein – ganz verschiedene Persönlichkeiten sorgten für ein Festival der Vielfalt: Die „Night of Life“, die am Freitag, 8. März 2024, im Alten Stadtbad zusammen von Diakoniewerk Karlshöhe, Friedrich-Schiller-Gymnasium und Evangelischer Gesamtkirchengemeinde veranstaltet wurde, bot zum 2. Mal in Ludwigsburg einen Abend voller Begegnung, Anregung und Inspiration. Menschen unterschiedlicher Generationen aus Sport, Kultur, Kirche, Politik und Wirtschaft wurden persönlich und erzählten anschaulich, wofür ihr Herz schlägt, was ihr Leben stark macht – womöglich auch auf dem Hintergrund von erlittenen Schicksalsschlägen.

Die neun PräsentatorInnen hatten jeweils 500 Sekunden Zeit, um mit mindestens zehn Folien und einer Live-Performance kurzweilig relevante Lebenserfahrungen zu präsentieren. Danijela Mertel machte den Anfang und erzählte von den zwei Leben, die sie erfahren hat, und „dass das zweite dann beginnt, wenn man realisiert, dass man nur eines hat“. „Senior“ Eberhard Seyfang berichtete, wie er nur deshalb die berufliche Laufbahn eines Diakons einschlug, um gegen seinen Vater, der überzeugter Nazi war, zu protestieren. Steffen Kaupp (in Vertretung von Matteo Puzzo, der kurzfristig absagen musste), betonte die Erfahrungen von Resonanz und Verbundenheit in Weggefährten- und Freundschaften.

Zu Beginn des 2. Präsentationsblocks schilderte Ulrich von Sanden, Schulleiter, wie der alltägliche Schulraum selbst mit seinen vielfältigen Ebenen ihn immer wieder Lebenslust erfahren lässt. Antje Kuwert machte deutlich, wie gerade auch unangenehme Herausforderungen Lebensquellen sein können: Wegen ihres Asthmas wurde sie als Kind in  Kinderkurheime verschickt, welches sie auf der herausforderndsten ihrer vielen Reisen als junge Erwachsene in Afrika dann loswurde. So verlief ihr Lebensweg von der Sporttherapeutin zur Performancekünstlerin hin zu ihrer jetzigen Berufung als Yogalehrerin und -Ausbilderin sowie zur Heilpraktikerin für Psychotherapie, Lebensberatung und Gestalttherapeutin (bei Interesse s. www.antjekuwert.de). Maxim alias Blades erzählte wiederum, dass er bei der Aufgabe des Profi-Boxsport aufgrund gesundheitlicher Komplikationen auf „dumme Gedanken“ kam; aber seine Familie und die Leidenschaft für den Rap, der er jetzt auch wieder professionell nachgeht, gaben und geben ihm Hoffnung.

Für Silke Rapp, die den 3. Präsentationsblock eröffnete, sind neben ihrer Arbeit auch Freundschaften, Bewegung und Musik wesentliche Kraftquellen. Wichtig wäre für sie, die Sozialarbeiterin mit Leib und Seele beim Verein tRAGWERK in Ludwigburg ist, dass es Orte gäbe, „wo man wirklich sein kann, wie man eben ist“. So gelte es auch „Pausen einzulegen: authentisch und mit dem Mut, auch gegen den Strom zu schwimmen, so das „ Ludwigsburger Mädle“ weiter. Axel Müller, politischer Referent, meinte, Leben heiße für ihn „annehmen, freuen und dabei sein Umfeld mitzunehmen“. Was dies für ihn konkret bedeutet, wurde anschaulich in seinem bewegten Lebenserfahrungen, gerade auch als Radfahrer – mal über die Alpen nach Venedig, mal querfeldein bis nach Paris. Kirsten Hellstern, heutige Ladenbesitzerin und ehemals Opernsängerin, vollendete den Abend nicht nur mit ihrer Erfahrung, dass Leben und die eigene Identität eine unglaubliche Vielfalt zeigen, die es immer wieder zu entdecken gäbe – dabei gelte es, sich selbst gegenüber treut zu bleiben -, sodern auch mit einer berührenden Kostprobe ihres stimmlichen Könnens.

Mit all jenen authentischen, ansprechenden und berührenden Aussagen und Biographien wurden auch die die Gäste in ein inneres Gespräch oder in die direkte Diskussion miteinander geführt. Und er Abend wurde für die eigene Biografie äußerst bereichernd erlebt. In den Pausen gab es dann musikalische Frischluft mit dem Französisch-Rap von Blades und den harmonischen Hooklines von Sängerin Lisa.

Moderiert wurde diese 2. Ludwigsburger „Night of Life“ erneut von SWR-Journalist und Buchautor Johannes Seemüller und Politikstudentin Miriam Mourid. Die „Night of Life“ war kostenfrei. Getränke und Snacks wurden von der Abi-Jahrgangsstufe des Gymnasiums verkauft.

Mit seinem ungewöhnlichen Miteinander ganz unterschiedlicher Personen und ihrer Lebensentwürfe förderte der Abend in faszinierender und moderner Weise Verständnis, Anerkennung und Vernetzung für eine offene Gesellschaft. Dies fand auch seinen Niederschlag darin, dass die -> Ludwigsburger Kreiszeitung hier mit Interesse von diesem Abend berichtete. Oder wie eine begeisterte Besucherin meinte: „Endlich mal nicht nur eine Bubble unter sich – wo sonst gibt es EINE Bühne für Rap UND Operngesang zur gleichen Zeit?!“ Initiiert wurde die „Night of Life“ von der Projektstelle „Neue Aufbrüche“ in Ludwigsburg. Das Organisationsteam bestand aus Personen im Dunstkreis der Karlshöhe. Einen Bericht zur letztjährigen Pemiere in Ludwigsburg findest du hier auf dieser Projekt-Homepage.

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